Tuesday 05. February 2019
„Consumer Electronics Show“ CES: In Las Vegas wird die Zukunft gemacht
In Deutschland erklärt CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer: Geschwindigkeitsbegrenzungen sind „gegen jeden Menschenverstand“. Dafür bekommt er die Unterstützung eines von Daimler bezahlten Lungenfacharztes. „Lobbyist Scheuer“ (Lausitzer Rundschau) glaubt offenbar, damit etwas Gutes für die hiesige automobile „Schlüssel-Industrie“ zu tun.
Dabei präsentieren fast zur gleichen Zeit ausgerechnet im Trump-verwirrten US-Amerika Audi, Bosch, Continental, Daimler, Schaeffler und viele andere Vertreter der deutschen High-Tech-Branchen auf der Messe CES in Las Vegas ihre Zukunftspläne. Wer jetzt „CES, was ist denn das?“ sagt, braucht sich nicht zu schämen. Denn auch, dass Minister Scheuer das Kürzel CES kennt, ist nicht bekannt.
Von Consumer Electronics Show zur Weltleitmesse
CES steht ausgeschrieben schlicht für „Consumer Electronics Show“. Jedoch hat sich die CES still und leise zu einem weltweiten Top-Event der Zukunftstechnologie entwickelt. Derweil denken in diesem unserem Deutsch-Land die meisten bei Zukunfts- und Elektronikmesse zuerst und ausschließlich an die CEBIT in Hannover. Da verhalten wir uns offensichtlich nicht viel anders als Mr. President Trump mit seinem „America First“.
Doch halt: Wir dachten bisher an die CEBIT. Denn „Europas führendes Digital-Event ist abgesagt“; er werde sein „Messeportfolio für Digitalthemen neu sortieren“, verkündete Veranstalter Deutsche Messe AG um die Jahreswende. Das hat sicher auch damit zu tun, dass „Next-Gen Innovation to the World“, also fast die ganze weltweite Innovationsbranche von IT über Sicherheit, Smart Cities, Mobility, sich im Spielerparadies Las Vegas wohler fühlen als im bräsigen Hannover.
„Technologien, die unser tägliches Leben verändern“ würden auf der CES ausgestellt, loben sich die Organisatoren. Mobilität, Gesundheit, intelligent-nachhaltige Stadt sind einige Themenfelder. Ja, unsere bekannten Firmen sind dort natürlich auch vertreten. Aber gerade „China zeigt seine Macht“, hat die Süddeutsche Zeitung festgestellt. Und die Tagesschau schwärmt von „schlauen Autos und sprechenden Katzen“.
www.tagesschau.de/wirtschaft/ces-2019-101.html
Dabei stammen immer mehr „schlaue Autos“ und andere Transportmittel von schlauen Technologiekonzernen. Oder von „passionierten Individuen“: So beschreiben sich die Gründer von Ujet selbst. Ihren gleichnamigen Klapproller nennen sie mutig „die Neudefinition der urbanen Mobilität“.
Der Elektro-Riese Panasonic wiederum präsentiert neben einer E-Auto-Studie für Familien auch ein variables E-Kleinfahrzeug für Liefer- oder Servicedienste.
Die Reihe ließe sich endlos fortsetzen.
Aus Zulieferern werden Autohersteller
Aber auch Elektroniker wollen nicht mehr nur Zulieferer der Autokonzerne sein. Bei Valeo aus Frankreich fuhr ein 7.500-Euro-E-Auto herum. Schaeffler aus Deutschlands hat ein bedachtes vierrädriges Transport-Elektro-Fahrrad namens „Bio-Hybrid“ vorgestellt: Das soll ohne Kennzeichen auch auf Radwegen unterwegs sein. Damit dürften Deutschlands PedalistInnen auf ihren 80-Zentimeter-Spuren noch viel Freude im Kampf um Freiraum haben…
Vernetzung im Zentrum
Aber die CES denkt weiter als eine reine Elektronik-Show. Sie vernetzt. „Willkommen in der Smarten Stadt“ ist dort nicht nur eine Floskel.
www.industr.com/de/willkommen-in-der-smarten-stadt-2356993
Nein, es gibt Lösungen. Selbstfahrende Fahrzeuge wie Toyotas autonomer Kleinbus
www.heise.de/autos/artikel/Toyota-zeigt-Studie-eines-autonomen-Kleinbusses-3936648.html
müssen auf 100 Prozent der Fläche Mobilfunk-versorgt sein, war auf den Tagungen „Future of Connected Cars with 5G“ oder „5G and Self-Driving Vehicles: A Policy Roadmap“ zu erfahren. „Datentransfer ohne Verzögerung ist unumgänglich“, sonst sei keine Sicherheit gegeben. Nichtsdestotrotz verlangt die Bundes-Ausschreibung für 5G-Standard gerade mal 99 Prozent Abdeckung. Und während dieses Netz hierzulande irgendwann noch lange nicht installiert sein dürfte, wird wohl woanders schon „6G and the Quantum Internet“ funktionieren: Darüber sprachen bereits jetzt die Experten auf der CES.
Energie für nachhaltige Städte
„Connecting the Autonomous World“ war ein anderer Kongress überschrieben. Denn Mobilität und Leben in der Stadt hängen eng zusammen. Bosch beispielsweise erklärte, Technologie zu bauen, „erfunden für`s verknüpfte Leben“. Intelligente Häuser, Städte, Mobilität, Produktion: Alles werde bald gekoppelt sein.
Doch um all das in Betrieb zu halten, ist viel Energie erforderlich. „Fueling Big Cities“ hieß der passende CES-Kongress dazu. Darin ging es um Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit. Nicht mehr um Kohle oder Öl für Dampfkraftwerke.
Mit Dampf befasste sich nur noch ein einziges Feld der CES, die Tagung „STEAM Powered Play“. Deren Ziel: „Wir diskutieren hier die kraftvolle Rolle von Spielzeug- Dampfmaschinen, damit Kinder künftig die Energie-Technologie für die Zukunft entwickeln können.“
Zukunftsenergie-Team Gammel