Tuesday 23. July 2013
12,6 Millionen-Euro-Projekt in Bad Mergentheim: Im Gespräch mit Florian Prantl, Gammel Engineering-Projektleiter für das Naturwärmekraftwerk Bad Mergentheim
Circa 50 Tonnen (feuchte) Holzhackschnitzel im Volllastbetrieb, etwa 25 Tonnen im Durchschnitt werden täglich beim Naturwärmekraftwerk in Bad Mergentheim verfeuert. Die daraus entstehende Energie wird in Wärme und in Strom umgewandelt. Die Stadtwerk Tauberfranken GmbH hat zur Versorgung öffentlicher, gewerblicher und privater Liegenschaften in Bad Mergentheim ein Fernwärmenetz errichtet, über das umweltfreundliche Wärme im Stadtgebiet verteilt wird. Gammel Engineering war mit der Entwicklung des Geschäftsmodells, der System- und Genehmigungsplanung, der Ausschreibung und dem Vergabeverfahren sowie der Ausführungsplanung des Heizkraftwerks und des Wärmenetzes, der Projektleitung und Bauleitung sowie der Qualitätssicherung und Überwachung der Realisierung betraut.
Da das Stadtwerk Tauberfranken aktiv an der Energiewende mitwirken möchte, lag die Entscheidung für ein Kombi Power System klar auf der Hand. Das realisierte Biomasse-Heizkraftwerk mit ORC-Technologie erzeugt neben der Wärme zur Fernwärme-Versorgung, gekoppelt Strom, der in das öffentliche Netz eingespeist wird.
Der Projektleiter Florian Prantl, schon seit seinem Studium als Praktikant mit der Firma Gammel Engineering verbunden, übernahm die Steuerung des Großprojekts. „Bad Mergentheim ist eine große Kur- und Badestadt mit zahlreichen Kurhäusern, Kliniken und Seniorenheimen und entsprechend hohem Wärmebedarf. Diese und weitere teilweise öffentliche Liegenschaften will das in Bad Mergentheim ansässige Stadtwerk Tauberfranken mit Wärme beliefern“, erklärt der Maschinenbau-Ingenieur die Beweggründe des Bauherrn. „Neben der Wärmeverteilung im gesamten Stadtgebiet über ein Fernwärmenetz, war die effiziente Wärmeerzeugung Hauptbestandteil der Projektentwicklung.“
Grundsätzlich wird das Kraftwerk in Bad Mergentheim wärmegeführt betrieben. Das heißt, es wird nur dann und nur so viel Strom erzeugt, wie Wärme im Netz benötigt, beziehungsweise untergebracht werden kann. Aufgrund des guten Teillastverhaltens der ORC-Turbine kann diese auch in Schwachlastzeiten, wie den Sommermonaten, betrieben werden.
Die Biomassekesselanlage hat eine Feuerungswärmeleistung von circa 6.000 kW, die ORC-Turbine erzeugt eine elektrische Leistung von circa 950 kW und eine Wärmeleistung von circa 4.100 kW. Dazu kommen zwei Gaskessel zur Spitzenlastabdeckung und Versorgungssicherheit mit jeweils etwa 5.000 kW Wärmeleistung.
Die Wärmeerzeugung erfolgt auf Basis des nachwachsenden Rohstoffes Holz. Mindestens 40 Prozent des Brennstoffes stammt von den Abfallwirtschaftsbetrieben der Landkreise Hohenlohe, Neckar-Odemwald und Main-Tauber, die naturbelassene Holzhackschnitzel aus Straßenschnitt und von den Grüngutannahmestellen der Recyclinghöfe liefern.
Von Oktober 2011 bis zur Einweihung im April 2013, begleitete Florian Prantl das Projekt in allen Phasen: „Im Oktober 2011 haben zunächst der Aufsichtsrat des Stadtwerks und dann der Gemeinderat der Stadt Bad Mergentheim ihr OK für die Realisierung des Naturwärmeprojekts gegeben - die Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz für das Kraftwerk war bereits im Vorfeld erteilt worden“, berichtet der Projektleiter. „Daher konnte unmittelbar nach der Zustimmung der Gremien mit der Planung und den Ausschreibungen begonnen werden. Bereits ab Januar 2012 fanden erste Erdarbeiten für das Kraftwerk statt. Der erste Strom wurde am 05.12.2012 eingespeist, das circa sechs Kilometer lange Wärmenetz ab dem 13.12.2012 aufgeheizt und in Betrieb genommen. Die Einweihung fand am 25.04.2013 statt.“
Zur feierlichen Einweihung reiste sogar EU-Kommissar Günther Oettinger an und befüllte mit einem Radlader den Hackschnitzelbunker. Bauherrenvertreter Michael Kellenbenz, Leiter Technische Projekte bei der Stadtwerk Tauberfranken GmbH ist voll des Lobes: „Aufgrund der Größe und der Dauer des Projekts, hat sich zwischen Florian Prantl und mir eine sehr offene und freundschaftliche Zusammenarbeit entwickelt, die, unabhängig von den positiven zwischenmenschlichen Faktoren, auch für den Projektverlauf von Vorteil war“.
Die Investitionssumme für das Gesamtprojekt, Fernwärme und Kraftwerk, liegt bei circa 12,6 Millionen Euro. Eine Investition, die sich aber lohnt: „Die Zahl der Anschlussverträge und damit der Wärmeverkauf übertreffen die Ansätze der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, auf deren Grundlage die Entscheidung des Aufsichtsrats und des Gemeinderats getroffen wurden, deutlich. Ein Break Even Point ist hier schwierig zu definieren, da das Wärmenetz ständig ausgebaut und weitere Abnehmer erweitert wird. So werden bereits in diesem Jahr zusätzliche Großabnehmer an das Netz angeschlossen“, erläutert Florian Prantl.
Ein äußerst positives Fazit zieht auch Paul Gehrig, Geschäftsführer des Stadtwerks Tauberfranken: „Gammel Engineering hat uns, besonders in Person von Florian Prantl, mit großem Sachverstand und ebensolcher Verlässlichkeit begleitet. Herr Prantl hat unsere Probleme zu seinen eigenen gemacht. Die Ingenieure von Gammel Engineering sind in allen Techniken bewandert.“
Artikel zur Einweihung in Bad Mergentheim:
Südwest Presse
Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK)
Tauber Zeitung