Friday 13. May 2022

Hochkonjunktur für neue Energie?

Printmedien, Internet, Fernsehen und Radio überschwemmen uns mit Berichten zu hocheffizienten Technologien, die uns zukünftig mit Strom, Wärme, Kälte und Kraftstoff aus regenerativen Energien versorgen werden. Täglich werden spannende Projekte mit Wasserstofftechnologien vorgestellt, Motoren und Turbinen sind "H2-ready" und Energieeffizienz-Maßnahmen in Industrie und Gewerbe haben ebenso Hochkonjunktur wie die Decarbonisierung der Fernwärmenetze in Städten und Gemeinden. Man möchte meinen, die von der Politik gesetzten Klimaziele lassen sich mit den vielfältigen Projektaktivitäten locker schaffen.

In der Praxis sieht es ganz anders aus: viele Projektideen und -skizzen - spannende Zukunftsenergieprojekte in der Entwicklung - aber sehr wenig bis gar nichts in der Umsetzung!

Dabei sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung, Hochtemperaturwärmepumpen, Abwärmenutzung, Biomasseheiz(kraft)werke, Auf- und Ausbau von Wärmenetzen usw. aufgrund der explodierenden Energiepreise günstig wie nie zuvor. Die Businesspläne weisen für Investitionen in Energieeffizienz und Energieeinsparung extrem kurze Amortisationszeiten aus. Die technische Machbarkeit ist nachweisbar - meist ist mit erprobten Technologien gerade bei Energieintensiven Betrieben, die aufgrund massiver Strompreis-Subventionen der vergangenen Jahre eine veraltete Energie-Infrastruktur betreiben, ein Quantensprung in puncto Energieeffizienz zu erreichen. Kein technisches Risiko - die Zahlen der Businesspläne sind für Ökonomen nachvollziehbar und belastbar, der ökologische Effekt transparent und nachvollziehbar.

Und dennoch fehlen Investitionsentscheidungen, die Energie der Zukunft muss warten! 

Die Bremse für den start up vieler innovativer Projekte ist das nachwievor unkonkrete Osterpaket der Bundesregierung, das Minister Habeck und sein Team entwickelt und kürzlich vorgestellt haben. Es wird erwartet, dass das Gesetzespaket mit rund 600 Seiten wie angekündigt bis Juli des Jahres von Bundesrat und Bundestag abgesegnet werden kann und dann geht es in die praktische Umsetzung. Die Branche wartet auf die Definition von verlässlichen und nachhaltigen Leitplanken für die anstehenden Investitionsentscheidungen, z.B. die Bundesförderung effiziente Wärmenetze BEW. Eine lange Zeit, in der viele Investitionen vorerst zurückgestellt und blockiert werden. Wir haben bereits viel Zeit verloren in den vergangen Jahren, weil Rahmenbedingungen über Nacht geändert und damit Investitionen in die Zukunft der Energie ad absurdum geführt wurden. Zeit, die wir bei der drängensten Herausforderung der Menschheit nicht mehr haben und die wir trotz der komplexen Thematik nicht verlieren dürfen! 

Ein massiv drängendes Beispiel ist die Verunsicherung zur Zukunft der Gas-Infrastruktur, ohne die eine Versorgungssicherheit in Deutschland in absehbarer Zeit nicht möglich sein wird. Eine klare Ansage, dass Erdgas unter Beibehaltung des Gasnetzes und der Gasspeicher in unserem Land schnellstmöglich durch grünes Synthesegas ersetzt wird, wäre eine ganz große Hilfe für Entscheidungsträger. Dafür brauchen wir Lenkung und konkrete Förderprojekte und damit Investitionssicherheit. 
 

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